Natalie Zohner


Ausstellung Kaulbachstraße 1 I 2021
Fenster einer Utopie


Ausstellung: „To be an angular something as a round nothing“  







 

Ausstellung “Rumors of Capture” I 2022

Arbeitskomplex Famlilie 2022/23



Fotoabzüge, Mohair, Nägel







Natalie Zohner bearbeitet zerrissene Familienfotos, die sie im Keller gefunden hat. In diesem
Rahmen sind bisher analoge Fotocollagen entstanden, eine Installation, eine Performance und ein
Mobilé.
Man sieht, dass hier etwas passiert ist, das so viel Wut und Trauer ausgelöst hat, dass Fotos
zerrissen wurden. Dieser brutale Akt steht im klaren Gegensatz zu den lachenden Gesichtern der
Familie im Griechenland Urlaub. Die Risse werden aber auch genutzt um die Fotos neu
zusammenzustecken. Es geht der Künstlerin darum dieses Zerreißen anzuerkennen und zu
zeigen. Widerspruch und Wut sollen normalisiert werden und einen Diskurs über Familien
eröffnen, der versucht ehrlich zu sein anstatt nach außen hin eine glatte Fassade aufrecht zu
erhalten. Gleichzeitig geht es auch um die Trauer, um die Sehnsucht nach der perfekten Familie.
Ein Ideal, das einem gesellschaftlich vermittelt wird. Im Streit oder wenn jemand traurig ist werden
selten bis nie Fotos gemacht. Können wir einen Umgang mit Konflikt finden, der wertschätzend
ist?
Für eine Videoarbeit und Performance hat Zohner eine nostalgische Wohnzimmersituation
installiert. Auf einem alten Röhrenfernseher läuft eine Videoarbeit in der die Künstlerin an einem
Tisch sitzt und zerrissene Familienfotos fürsorglich in Quer- und Hochformat ordnet. Über dem
Fernseher hängt eine Fotocollage mit einem gehäkelten Rahmen aus schwarzem Mohair. Die
Wohnzimmersituation, die zuerst idyllisch und gemütlich wirkt, wird gestört durch den Ton des
Videos. Ein unangenehmes Brummen, immer wieder ein reißendes Geräusch und hin und wieder
Atmen.
Der Künstlerin geht es um die eigene weibliche Sozialisierung, in der sie sich immer für die
Lösung der familiären Konflikte verantwortlich gefühlt hat. Sie hatte das Gefühl alles in Ordnung
bringen zu müssen, um die Familie zusammenzuhalten bzw sie wieder zusammenzubringen. Es
geht um das Problem, dass in unserer Gesellschaft Care Arbeit von Frauen nicht gewertschätzt,
sondern erwartet wird. Dass man als weiblich gelesenes Kind oft nicht lernt Grenzen zu setzen.
Wenn man sich dann doch dazu überwindet folgen oft Schuldgefühle, da einem suggeriert wird,
dass es egoistisch sei die eigenen Grenzen zu kommunizieren und dem Egoismus Selbstaufgabe
vorgezogen wird. Im Rahmen dieser Installation hat Zohner auch eine Performance gemacht, bei
der sie auf dem Sessel vor dem Fernseher sitzt und die zerrissenen Fotos zusammennäht. Dabei
benutzt sie den schwarzen Mohairfaden der sich durch den ganzen Werkkomplex zieht. In dieser
weiblich konnotierten Tätigkeit entsteht ein neuer Widerspruch, denn die eigentlich reparierend
fürsorgliche Nadel hinterlässt mit jedem Stich ein neues Loch in den Fotos, was das schwierige
Verhältnis der Künstlerin zum Thema Care Arbeit widerspiegelt.




Kunsthalle Osnabrück I 2023
Ich ersähne mir einen lieblichen Ort


Ausstellungsansicht: „Netze flicken“




In seinem Buch „Für eine Philosophie der Fotografie“ beschreibt Vilém Flusser wie Fotografien
wahrgenommen werden. Da Fotografie durch Licht entsteht, wirken Fotos auf den Betrachter als
Symptom der Welt und nicht als Symbol für die Welt, das erst entziffert werden muss. Flusser
schreibt weiter, das der Betrachter durch diesen scheinbar unsymbolischen und objektiven
Charakter der Fotografie, technische Bilder wie Fenster hinaus in die Welt wahrnimmt. Daran
musste ich immer wieder denken, als ich in der Zeit des Lockdowns aus dem Fenster auf das mir
gegenüberliegenden graue Bürogebäude geguckt habe. Aus einem großen Gefühl der Sehnsucht
heraus sind dann diese Collagen entstanden. Dieser Sehnsucht dem engen Zimmer zu
entkommen und sich dem Gedanken einer Utopie anzunähern, ist der Plan entsprungen mir
meine eigenen Fenster bauen. Die einzelnen Fotos sind während Spaziergängen entstanden und
wurden dann fragmentiert und neu zusammengesetzt. Erst war die Arbeit flach an der Wand
konzipiert und dann habe ich das Konzept noch weiter ausgebaut und bin ins Räumliche
gegangen. In der Kunsthalle Osnabrück ging es mir darum, mit den Collagen eine begehbare
Räumlichkeit zu schaffen, in der die Besucher*innnen ruhen können. Dort habe ich die Arbeit auch
durch Kärtchen mit einem Lückentext ergänzt. Damit wollte ich die Besucher*innen anregen nicht
nur passiv zu beobachten, sondern sich aktiv Gedanken darüber zu machen, wie eine Utopie für
sie aussehen würde. Unser Alltag ist oft so hektisch und starr, dass man gar keine Zeit hat sich
vorzustellen wie es anders sein könnte. Man hat aufgehört zu träumen. Aber durch die Lockdown
Zeit ist klar geworden, dass es auch anders geht, es kam zu einer Entschleunigungt. Aber das war
nur temporär und jetzt ist wieder alles ganz schnell und wir wieder im Alltagstrott. Wie können wir
das System stören und durch den Ausbruch aus dem Alltag nachhaltige Veränderung schaffen,
um uns subversiv unserer Utopie anzunähern?







Jahresaustellung ADBK I 2023
having someones back, 2023

Text und Performance in Kollaboration mit Clara Fischer


Die Arbeit ist aus einem gemeinsamen Erlebnis bei einer Klassenbesprechung entstanden. Die zwei Texte, die dieses Erlebnis aus der jeweiligen Perspektive der Person beschreiben sind im Magazin der Klasse Schäfer „Mit Zunge“ zur Jahresausstellung 2023 erschienen.

Im Laufe weiterer Gespräche ist die Idee zu einer Performance entstanden. Es geht um die Frage welchen Körpern in unserer Gesellschaft beigebracht wird laut zu sein, Raum einzunehmen und welchen Körpern vermittlelt wird, sie dürften das nicht, sie seien viel zu viel und zu laut. Der Text beschreibt den Moment, wenn man etwas sagen will, ansetzt, eine andere Person aber schneller ist und man nicht zu Wort kommt, in hitzigen Diskussionen oft auch wiederholt.

In der Performance werden die zwei Texte ergänzt durch Fragen und Aussagen. Clara Fischer und Natalie Zohner wechseln sich im Sprechen ab, sie sitzen Rücken an Rücken. Durch ein tiefes Einatmen wird signalisiert, dass die sprechende Person zum Ende kommt und die andere Person übernimmt. Dabei sind die PerformerInnen ganz aufeinander abgestimmt, sie achten aufmerksam auf das sehr subtile Signal der anderen Person, um dieser dann den Raum zum Sprechen zu geben. Denn oft gehen diese subtilen Signale in Diskussionen unter. Die Performance versucht keine Antwort zu geben, sondern einen Reflektionsprozess bezüglich der eigenen Rollen in Gesprächsdynamiken anzustoßen.

Durch die Abwechslung im Sprechen kommt es immer wieder zu einer Fragmentierung der Texte, es gibt keine geordnete Abfolge. Die Performance folgt einem intuitiven Sprechverlauf. Dadurch entstehen durch die unterschiedliche Verkettung von Sätzen, Fragen und Aussagen immer neue Bezüge und Dynamiken im Laufe der Performance.





Jahresausstellung ADBK I 2023
„Runterkommen“





Jahresausstellung ADBK I 2023
Ohne Titel

Installation und Performance